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Japow 2019 Teil 22 - Sapporo Kokusai

Kurzfristige Planänderung gestern Abend. 
Chris, der Schweizer, der gern durch die Bäume fliegt, hatte Pläne heute Sapporo Teine eine Chance zu geben. 
Ein kurzer Blick auf den Wetterbericht sagte allerdings stürmische Zeiten voraus.

 

Ich erinnerte mich gelesen zu haben, dass bei starkem Wind gerne der Sessellift zum Gipfel abgeschaltet wird und daher Sapporo Kokusai, geschützt in einem Kessel, eine gute Alternative sei. Da ich das Skigebiet sowieso noch auf meiner Liste hatte, machte ich einen Gegenvorschlag.

 

Mit einigen Onigiris und dem merkwürdigen kalten Tee im Gepäck kämpfte ich mich durch von Schneeverwehungen beeinträchtigte Sicht zum vierzig Minuten entfernten Sapporo Kokusai. Der Radiosender, an dem ich mangels einleuchtendem Bedienkonzepts des Radios seit einigen Tagen festhänge, sprach überraschenderweise Englisch und spielte die besten Hits aus den Achtzigern und Neunzigern - damit lässt es sich leben ;-)


Ein voller Parkplatz später

Wie auch in vielen anderen Skigebieten helfen zahlreiche Ordner am Morgen den Parkplatz so geordnet und effizient wie nur möglich zu füllen. Kokusai ist bekannt dafür gerne überrannt zu werden, dass heute Samstag war, machte die Sache nicht besser. 

Es gab einen Haken, der uns hier aber in die Hände spielte. Wie auch am Mt. Tengu wird der Berg wahnsinnig gerne, begünstigt durch die flachen Pisten, für Skikurse herangezogen, Freerider bevorzugen eher die größeren benachbarten Skigebiete wie Kiroro und Co., und somit konnte man tendenziell eher eine ruhige Kugel schieben.  


Holy Potato!

Chris war bereits auf dem Weg rauf als ich mein Ticket löste, der frühe Vogel fängt die erste Line. 

 

Da ich heute eigentlich gar nicht vorhatte auf den Berg zu fahren, ließ ich es ruhig angehen und wartete oben angekommen auf den Frühaufsteher. Mit breitem Grinsen spazierte der alte Mann mit dem jungen Gesicht aus der Gondel. "Laut Wetterbericht kam zwar kaum Neuschnee, aber unter der Gondel liegt fett was", so sein Statement. Ich zog ihm hinterher und ab ging's ins Tal.

 

"Verdammt nochmal, da blieb ja wirklich was liegen" kam mir als erstes in den Sinn, als mir das Zeug um die Ohren flog. Tatsächlich wurden aus vorhergesagten fünf Zentimetern mal wieder gefühlt 20-30, doch es sollte noch besser kommen. 

 

Beim zweiten Run stiegen wir links der Gondel über einen Zaun, was der auch immer dort zu suchen hat, und machten uns ans angrenzende Waldstück. Holy Potato! Ich hätte absolut nicht mehr damit gerechnet, aber ich kam nun doch noch in den Genuss durch Powder bis ins Bodenlose zu fetzen, bei jedem Turn, egal wie schnell und klein, schoss Schnee an einem vorbei und es nahm kein Ende. Im Wald lag nochmal eine deutliche Ladung mehr, vermutlich durch den Wind der Nacht gut zusammengetragen, und es zeigten sich erstmalig Bilder, wie man sie aus zahlreichen Videos um den berüchtigten Japow kennt. Ich war mit dem gestrigen Trostpflaster bereits absolut zufrieden und hätte mit dem Tag absolut nicht mehr gerechnet, beklagen möchte ich mich aber nicht ;-)


Ein langer (Zieh)Weg

Die Schattenseite, war man erstmal nahe dem Flussbett, in dem das Waldstück mündete, angekommen, stand einem ein langer und zeitweise mühseliger Weg zurück ins Skigebiet bevor. Der Großteil der Strecke konnte glücklicherweise am Brett der Kante entlang gequert werden, doch das ein oder andere Mal Abschnallen und laufen blieb einem leider nicht erspart. 

 

Bedingt durch die Strecke dauerte es eine Weile bis wir wieder an der Gondel ankamen. Da wir auch nicht die einzigen waren, die das Gebiet entdeckten, war der Hang leider auch entsprechend schnell zerfahren und die Abfahrten wurden, bedingt durch leichtes Ausweichen auf der Suche nach Ungetrackten, immer kürzer. Es wurde ausgereizt, was möglich war, bis ich beschloss am frühen Nachmittag die Sachen zu packen, eine Schale Soba im Resto abzugreifen und mich auf den Heimweg zu machen. Ich denke, das Video erzählt den Rest! ;-)

 

Die vergangenen Tage gingen nicht spurlos an mir vorbei, neben einigen Schrammen und blauen Flecken macht sich die beanspruchte und ansonsten gerne vernachlässigte Muskulatur mittlerweile bemerkbar. "Ein warmes Bad könnte da sicherlich nicht schaden" dachte ich noch bevor mir klar wurde, dass sich im unteren Stock des Gästehauses ein Onsen befindet. Mit Handtuch und Shampoo im Gepäck, das mir die Dame des Hauses netterweise bei der Nachfrage zum schnellsten Weg nach unten gleich aufzwang, landete ich im Handumdrehen im Umkleideraum. Angrenzend befand sich das Bad selbst, spärlich ausgestattet mit einem kleinen warmen Becken, umringt von zahlreichen Duschköpfen, die sich der Wand entlang auf Hüfthohe auffädelten. 

 

Das Bad dient hier schlicht und einfach der Reinigung. Liegeflächen, oder gar Ruheräume, wie man es aus unseren Thermen kennt, sucht man vergebens. Mit kleinen Hockern setzt man sich zu den Duschköpfen und kann anschließend wechselweise zwischen dem warmen Becken und kalten Duschen hin und her spazieren. Man fühlt sich danach nicht nur unheimlich sauber, sondern auch wie in Watte gepackt - das könnte ich auf alle Fälle öfters gebrauchen. Auch meine Bemalungen machen diesmal keine Probleme bzw. muss man sie niemandem unter die Nase reiben. Am Empfang waren sie durch Pullover und Jeans nicht zu sehen, so gab es grünes Licht und im Onsen störte sich glücklicherweise auch kein anderer Gast so sehr daran, dass Beschwerde eingelegt wurde (was durchaus vorkommen soll).

 

Nach meiner letzten Nacht in Otaru ist für morgen eine kleine Tour im Raum Niseko geplant, bevor der Leihwagen am Abend in Sapporo wieder abgegeben werden darf und ich mich mit dem Zug zu meiner letzten Unterkunft in Chitose begebe. 


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