· 

Japow 2019 Teil 15 - Asahidake

Es war kurz nach halb acht, der Verkäufer erkannte mich bereits breit lächelnd am Eingang des Lawson, dem Kleinladen an der anderen Straßenseite. 
Für den Tag gerüstet ging es heute zur Asahidake Ropeway, einer rund 40 Minuten entfernten Seilbahn am Fuße des Mt. Asahidake, dem höchsten Berg Hokkaidos mit knapp 2300m.
Die Seilbahn wurde eigentlich als Aufstiegshilfe für Wanderer im Sommer errichtet, die den aktiven Vulkan aus der Nähe sehen möchten. Die Anlage führt etwas über die Baumgrenze hinaus und wird im Winter überwiegend von Freeridern zweckentfremdet. 


Asahidake, die zweite Seite der Medaille

Völliges Kontrastprogramm zu Tomamu zeigte sich im Eingangsbereich. Man merkt schnell, Asahidake ist weder als Skigebiet, noch auf Tourismus außerhalb Japans ausgelegt, was absolut nicht negativ zu sehen ist.

Das Gute, entgegen der Homepage werden mittlerweile neben Einzelfahrten auch 4-Stunden, sowie Ganztageskarten angeboten. Im Unwissen was mich erwarten könnte, entschied ich mich für die Halbtagsvariante. "Eventuell ergibt sich eine Aufstiegsmöglichkeit, ansonsten ist bei mir sowieso um die Mittagszeit Schluss", dachte ich mir. 

 

Ich erhielt ein abgestempeltes Papierticket auf dem deutlich 13:00 zu lesen war. Dies musste man bei jeder Fahrt vor Zustieg zeigen. Die Bahn fährt alle 20 Minuten, das kann zu längeren Wartezeiten führen. Da es sich hier nur ansatzweise um ein Skigebiet handelt, darf man sich absolut nicht beklagen und für die Liftunterstützung recht dankbar sein. Trotzdem zeigte sich, dass mit 40-60 Minuten Wartezeit zu rechnen war, die Förderkapazität ist schließlich begrenzt. Die Katze scheint aus dem Sack zu sein, so bildete sich bereits gegen halb acht eine lange Schlange, überwiegend bestehend aus Australiern und wenigen Einheimischen.

Während der ersten Fahrt zeigte sich, was sich bereits bei der Hinfahrt andeutete. Es liegen Unmengen an Schnee, ohne Übertreibungen locker zwei bis zweieinhalb Meter. 
der Berg unterteilt sich recht deutlich 50/50 in den bewaldeten, unteren Teil, über den die Seilbahn verläuft, und den freiliegenden Gipfelbereich selbst, der bei guten Bedingungen leicht zu erklimmen wäre.

Die Sicht war generell gut, Richtung Gipfel leider stark eingetrübt. Somit fiel Plan A flach und ich beschloss mich im unteren Teil aufzuhalten. Zwar lagen Unmengen an Schnee, dennoch kam kein so rechter Fahrspaß auf. Das Problem, das bereits einige Berichte andeuteten, der untere Teil ist, bis auf die ersten 100hm und vereinzelten kleinen Drops, sehr flach und so kommt man im Handumdrehen zum Stillstand. Bei der Wahnsinns-Schneemenge kein großer Spaß sich daraus zu befreien.

Man sollte sich mehrmals eine Line überlegen und das Gebiet inkl. der kleinen Pisten, die einen auffangen, sehr gut im Kopf behalten, um sich lange Wanderungen möglichst zu ersparen. Nach den ersten Höhenmetern, die teils abgeweht, teils eingewehte Bedingungen boten, kam ich bereits zum ersten Flachstück, welches sich glücklicherweise durch wenige Spuren meiner Vorgänger ohne Abschnallen, mit etwas Schwung, durchqueren ließ. Weiter ging es in den Waldbereich, der einige geniale Stellen bot. Weitstehende Bäume, massig Schnee und für japanische Verhältnisse ordentlich steil. Wenige, dafür die besten Schwünge, die ich bislang auf der Insel machen konnte waren das Ergebnis.

Der Spaß währte nur kurz und ich kam zu einer der vielen Querungen, die zurück zur kleinen Piste Richtung Talstation führten. Diese Trampelpfade für Skier waren leider als Snowboarder sehr mühselig, da eine falsche Bewegung unweigerlich in den tiefen Schnee und somit zum Stillstand führte. Der offensichtliche Nachteil, mit einem Brett fährt es sich schwer im Pflug und für's schrägstellen fehlte der Platz. Also Augen zu und durch, bis es wieder aufwärts ging.  Für die zweite Fahrt wählte ich eine leicht abgeänderte Route, fuhr an der ersten Querung vorbei und genoss einige weitere Faceshots im steilen Gelände. "Lieber ein paar Schwünge mehr, das Board befellen und durch den Wald spazieren, anstatt mir nochmals diesen quälenden Weg anzutun", war mein Gedanke.

In einem der vielen Flachstücke, die sich wie Löcher anfühlten, angekommen, wurde umgebaut und ich spazierte wenige Meter oberhalb der Seilbahn zum letzten Stück der Piste. Um sich die Schneemengen etwas besser vor Augen zu halten, selbst mit befelltem Splitboard ging ich knietief durch den Schnee - ein großartiges Gefühl!

Die Schlange zur Seilbahn zog sich mittlerweile bereits bis zum Eingang im unteren Stockwerk, es war halb zwölf und ich beschloss mein Zeug ins Auto zu verfrachten, genug für heut!
Im Resümee zeigt sich eine weitere kleine Enttäuschung nach Tomamu. Ich erwartete mir, durch die zahlreichen Berichte und Videos, deutlich mehr und rechnete nicht mit so schlechten Zugangsmöglichkeiten für Snowboarder. Ohne Splitboard oder Schneeschuhe ist eine Abfahrt hier beinahe unmöglich. 
Es ist und bleibt kein Skigebiet, demnach kann und soll dies auf gar keinen Fall als Kritik an den Betreibern, die sich alle Mühe geben, zu verstehen sein. Wenn man die rosarote Brille allerdings absetzt, zeigt sich auch das wahre Gesicht hinter den zahlreichen Videos, wie auch dem Meinigen ;-)


Die ersten Sonnenstrahlen

Während der Heimfahrt zeigten sich die ersten Sonnenstrahlen seit meiner Ankunft. Wenige Kilometer von Asahidake entfernt befand sich ein Staudamm, der von einigen wenigen freigeschobenen Parkplätzen aus eindrucksvoll zu sehen war.
Ich machte kurz Halt um die Schneemassen nochmals festzuhalten und stellte dabei fest, das Auto war mittlerweile auch nicht mehr ganz so weiß und durch die kalten Temperaturen stellenweise von Eis umhüllt.

Etwas früher als üblich sitze ich nun wieder in der Galerie, der Besitzer fotografiert gerne, des Hostels, genieße einige Tassen Tee und stelle fest, dass sich mit den Aufnahmen des heutigen Tages sogar etwas anfangen lässt!  "Fake it until you make it", denke ich mir und bleibe optimistisch für morgen. Der Wetterbericht verspricht weiterhin Sonnenschein und somit gute Sicht für die Tour zum MT. Maetokachi!


Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Jogopi (Samstag, 26 Januar 2019 11:45)

    Danke für die tollen Berichte, alles Gute und liebe Grüße ���

  • #2

    Heinz Kronberger (Sonntag, 27 Januar 2019 16:13)

    Weiterhin alles Gute und viel Spaß!

  • #3

    Seppl (Montag, 28 Januar 2019 09:44)

    Ich war schon mehrmals in Japan, unter anderem Asahidake, aber so viele Menschen oder gar eine richtige "Schlange", habe ich da noch nie erlebt =D
    Scheint ja dieses Jahr nicht ganz so viel Schnee zu haben. Für europ. Verhältnisse natürlich immer noch top, aber die Bambusstängel schauen bei einem guten Winter nicht aus dem Schnee.
    Noch als Tipp: Moiwa lohnt sich nur, wenns wirklich vorher dick geschneit hat. Sonst findet sich da nichts mehr ungetracktes..
    Viel Spaß noch!